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Neurodivergenz bei Pflegekindern: Ein Überblick

Neurodivergenz (bzw. Neurodiversität) – ein Begriff, der die Vielfalt menschlicher Gehirne und neurologischer Entwicklungen umfasst – ist bei Pflegekindern ein besonders relevantes Thema. Studien deuten darauf hin, dass neurodivergente Zustände wie ADHS, FASD (Fetales Alkoholsyndrom), Autismus und traumaassoziierte Störungen bei Pflegekindern überdurchschnittlich häufig auftreten. Doch warum ist das so, und welche Herausforderungen und Missverständnisse entstehen dadurch für Pflegefamilien?




Häufigkeit und Gründe

Die erhöhte Prävalenz von Neurodivergenz bei Pflegekindern lässt sich teilweise durch die komplexen und oft traumatischen Erfahrungen erklären, die viele dieser Kinder durchlebt haben. Traumatische Erlebnisse, insbesondere in der frühen Kindheit, können signifikante und langanhaltende Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung und das Verhalten haben.


Verschiedene Formen der Neurodivergenz

  • Trauma: Traumatische Erfahrungen können zu einer Vielzahl von emotionalen und verhaltensbezogenen Herausforderungen führen, die oft fälschlicherweise als ADHS interpretiert werden. Es gibt mittlerweile jedoch zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass sich das Gehirn auch durch anhaltenden Stress wie Trauma verändern kann und es so zu überlappenden Symptomen mit ADHS kommt.

  • ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist eine häufig diagnostizierte neurodivergente Zustandsform, die bei Pflegekindern verstärkt auftreten kann. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe, wie pränatale Exposition, genetische Faktoren, soziale und emotionale Faktoren sowie Umweltfaktoren.

  • FASD: Das Fetale Alkoholsyndrom, verursacht durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, ist eine weitere Form der Neurodivergenz, die langfristige Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung und das Verhalten hat.

  • Autismus: Autismus-Spektrum-Störungen können ebenfalls bei Pflegekindern überrepräsentiert sein, oft verbunden mit Herausforderungen in der sozialen Interaktion und sensorischen Verarbeitung.


Auswirkungen auf Pflegefamilien

Das mangelnde Bewusstsein und Verständnis für Neurodivergenz führt häufig dazu, dass Pflegekinder und ihre Familien mit Vorurteilen und Missverständnissen konfrontiert werden. Viele neurodivergente Kinder werden fälschlicherweise als "schwierig" oder "ungezogen" etikettiert, ohne die zugrunde liegenden Ursachen ihres Verhaltens zu erkennen. Diese Stigmatisierung kann die Herausforderungen für Pflegefamilien verstärken und dazu führen, dass die Kinder nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.


Fazit

Um die Bedürfnisse neurodivergenter Pflegekinder effektiv zu adressieren, ist es entscheidend, das Bewusstsein und Verständnis für Neurodivergenz zu erhöhen. Schulungen und Ressourcen für Pflegefamilien, Fachkräfte und die Öffentlichkeit können dabei helfen, die Stigmatisierung zu reduzieren und eine inklusivere, unterstützende Umgebung für alle Kinder zu schaffen. Wichtig ist, jedes Kind als Individuum mit einzigartigen Stärken und Herausforderungen zu sehen und nicht durch das Prisma von Diagnosen und Etiketten zu betrachten.

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